Vorbereitungen sind gut, aber ab einem gewissen Punkt bemerkte ich, dass eine „zu“ perfekte Vorbereitung auch Angst vor dem Losgehen ausdrücken kann.
Ich bin froh, dass ich den ersten Schritt gemacht habe, alles weitere ergab sich aus dem unterwegs sein. Wenn was fehlt, entsteht oft Kontakt…
Ich lernte schnell, es geht mir nicht um 70 km in 24 h. Es war das unterwegs sein an sich, das in der Natur sein, das mich faszinierte. Und meine Angst wurde zu meiner Freundin…
Dadurch, dass ich meine Heimat „an mir“ trug und mich im Außen ständig komplett neuen Reizen aussetzte, führte mich das lange Wandern aus meiner gewohnten Betrachtung raus. Gut dafür war mein letzter Job in der Augsburger Obdachlosenhilfe SKM.
Dadurch bin ich einer neuen Welt begegnet, einem unbekannten sozialen Graubereich. Die Obdachlosen und ich haben gegenseitig voneinander gelernt… dieser Job war wie eine „Absprungvorbereitung“ aus Komfort- und Sicherheits-Gewohnheiten?
Nachdem ich die Landes-Grenze zu Russland überquerte hatte und als ich sicher war, dass ich aus dem „betreten-verboten“-Grenzland heraus war, bog ich in den Wald ab. Der russische Wald sprach genau dieselbe Sprache wie einige Kilometer zuvor der lettische Wald oder der litauische. Da schien die Grenze nicht spürbar.
Das erleichterte mich und ich verbrachte meine erste Nacht auf russischem Boden im Wald. Es war wie in Lettland – alles gut. Der erste wirklich interessante Moment kam, als ich ein Stück Straße lief und ein Auto anhielt. Ich verstand kein Wort, aber die Gesten waren eindeutig – ich war eingeladen mitzufahren und musste mich nun entscheiden: Angst oder Kontakt mit den „bösen“ Russen?
Mein Bauch fühlte ja und ich stieg ein. Eine Stunde später schämte ich mich meiner Angst. Mir wurde die Stadt gezeigt, der Fahrer war unglaublich herzlich und ich blieb noch drei Tage in dieser ersten Kleinstadt im Hotel, um mich einzugewöhnen. Es war wie „nach Hause kommen“, die Menschen waren selbstbewusst, keiner grüßte – aber sprach ich jemand freundlich an, bekam ich mehr Hilfe, als ich zu träumen gewagt hätte.
Ich wurde immer mutiger, und kaufte – ohne ein Wort Englisch – letztendlich mit Händen und Füßen eine russische SIM-card mit mobilen Daten. Ich hatte das Gefühl, ich bewege mich in konzentrischen Kreisen – immer weiter, langsam und vorsichtig. Was am Vortag funktionierte (z.B. das leckere Lokal mit WLAN, wo mich der Fahrer, der mich aufgelesen hatte, abgesetzt hatte), das besuchte ich jeden Tag und von dort aus besuchte ich am ersten Tag den Markt, am zweiten einen Klamottenladen, usw.
So machte ich das auch in Sibirien. Immer wieder fragte ich mein „Bauchradar“: darf ich das? Ich achtete auf Tierspuren und mein Innengefühl zugleich. An manchen Tagen konnte ich mir vorstellen, einem Bär so ruhig entgegenzugehen, wie Anastasia das tun würde, angstfrei – an anderen Tagen erschreckte mich jedes ungewohnte Geräusch massiv und ich suchte bewusst mir schon bekannte Orte auf, um mich nicht mehr zu viel Neuem auf einmal zu überfordern…
Auf meiner Wanderung befand ich mich (vielleicht durch die Einsamkeit, die Kälte, die wenige Nahrung und der „sibirischen“ Schwingung) „im Dialog“ mit einer Dimension, bzw. mit Dimensionen, die ich noch immer nicht richtig fassen kann.
Ich konnte mit meinen Vorfahren, egal ob es mein verstorbener Vater oder ein Jahrtausende alter Urahn war, „telefonieren“ und bekam „Antworten“, „Bilder“ von denen ich glaube, dass sie nicht in meinem Kopf „geträumt“ wurden, sondern dass ich an irgendetwas „angeschlossen“ war.
Menschen besuchten mich „im Geiste“. Ich konnte mit ihnen „sprechen“ und sowohl ihre Fragen als auch ihre Antworten schienen nicht aus mir zu kommen, sondern von woanders her.
Dies war kein „sich in jemanden hineinfühlen“, sondern eine teilweise völlig offene Kommunikation mit überraschenden Wendungen.
Oft habe ich mich einsam gefühlt allein unterwegs – aber immer öfter entstand aus der Einsamkeit ein Gefühl der allumfassenden Verbundenheit. Hieraus entstand folgende Wahrnehmung: ich konnte je länger ich unterwegs war, zwischen dem Gefühl, ein Individuum zu sein und gleichzeitig Teil von etwas Größerem zu sein, hin und her schalten. Meine Zellen schienen mit dem Wurzelgeflecht der Taiga zu kommunizieren und ich war als eine Art Zeuge dabei…
Ich hatte rein äußerlich wenig zu tun, es war so kalt, dass ich mich immer bewegen musste und in der langsamen Bewegung des Wanderns öffneten sich mir Bewusstseinszustände, die ich durch Meditation noch nicht erreicht hatte: ich fing an, den „richtigen“ Weg in mir zu spüren, ich begann Kontakt zu meinen Ahnen zu spüren.
Damals gab es keine Karten oder Kompass oder gar GPS, aber vielleicht eine Art „kollektives Gedächtnis“? An dieses „kollektive Wege-Gedächtnis“ schien ich mich anschließen zu können … und überprüfte nur noch hin und wieder mit Karte und Kompass meinen jeweiligen Standort.
Ich orientierte mich „aus dem Bauch heraus“.
Da ich wirklich nur das Nötigste dabei hatte, musste ich mich tagsüber immer bewegen. Ich aß, navigierte, sang, las, lernte Vokabeln, usw. während des Laufens.
Ich lief sehr langsam, vielleicht 2-3 km/h. Oder ich lag im Schlafsack im Zelt.
Ich hatte unterwegs eine 6+1 Strategie: 6 Tage im Wald und dann einen im Hotel. Dort habe ich alles gewaschen, was ich an Klamotten dabei hatte und habe im Internet Kontakte gepflegt und Mails beantwortet, etc.
Als mein Vater im März 2018 verstarb, spürte ich, dass ich nicht so weitermachen kann wie bisher.
„Du bist als nächster dran„, schien mir mein Vater verschmitzt aus einer anderen Dimension zuzuflüstern – was willst Du in diesem Leben noch erleben?
Mein uralter Traum aus Kindertagen, das Wandern durch Russland, so wie der starke Wanja, klopfte an und fragte, wann, wenn nicht jetzt?
Dann rissen noch ein paar „Stricke“ und plötzlich wusste ich: ich werde gerufen!
So machte ich mich am 5. November 2018 auf meinen Weg nach Russland.
Meine Wohnung ist fest vermietet und meine Sachen sind im Keller verstaut, den ich nicht vermietet, sondern für mich behalten habe.
Mein Dank an dieser Stelle gebührt meinem Hausmeister „Semo“.
Seit September 2019 habe ich mich wieder nach Deutschland „zurückgekämpft„.
Ich war weiter zu Gast bei Freunden und besonderen Menschen am Wegesrand.
Seit Januar 2021 weiß ich, es zieht mich zurück nach Sibirien …
Doch dieser drei-jährige Auswander-Versuch scheiterte an meinen russischen Sprachkenntnissen…
Wenn ich von meinen Erfahrungen in Russland berichte, stoße ich oft auf Unverständnis in Deutschland.
In den deutschen Medien wird ein in meinen Augen einseitiges Bild von Russland gezeichnet.
Ich möchte mit kleinen Geschichten und Gedanken aus meinem Alltag dazu betragen, den deutschen Blick auf Russland etwas zu weiten.
Umgekehrt schlug mir in Russland oft die pure Begeisterung über Deutschland entgegen.
Viele Gesprächspartner konnten gar nicht verstehen, dass ich freiwillig „das Paradies“ verlasse … und in Russland unterwegs bin.
So werde ich hier versuchen, ein etwas realistischeres Bild von Deutschland zu zeichnen…
Vielleicht gelingt es mir, einen kleinen Beitrag zum Brückenbau zu leisten?
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ссылки – Links:
www.auswandern-nach-russland.ru
eine informative Seite für Menschen, die sich für Auswanderung nach Russland interessieren
www.orusskomporusski.com
meine absolute Lieblings-Russisch-Lehrerin – macht tolle Arbeit!
www.lonelytraveller.de
Feiner Kerl – nahm sich sogar die Zeit, mich persönlich zu treffen. Empfehlenswert, seine Vorträge – er macht tolle Reisen!
www.mdz-moskau.eu
die größte deutsch-sprachige Zeitung Russlands
www.nomad-tm.ru
sehr leckere und nachhaltige Nahrungsmittel aus Jekatarinburg
der beste Iwan-Tee, den ich in Russland bekam!
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Ich bin bzgl. meiner Besuche in „Anastasia-Gemeinschaften“ gefragt worden.
Hier geht es zu meinem speziellen Bericht dazu
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Im Winter 2018 wanderte ich von Vilnius, Litauen über Lettland zu Fuß nach Russland: Mein altes Leben war zerstört – ich hatte nichts mehr zu verlieren!
Ich war zu Beginn verzweifelt, einsam, ich fror, ich war schlecht ausgerüstet und musste dauer-improvisieren, ich war allein zu Fuß mit Zelt in der Natur und einer mir fremden Kultur (fast ohne Sprachkenntnisse) unterwegs, jenseits von Wanderwegen, zu einer Jahreszeit, wo sonst niemand in den Wald geht oder durch den Wald geht (teilweise sprach ich nur beim Einkaufen „das, bitte“ und „das, bitte“ und „auf Wiedersehen“ während einer ganzen Woche) und ernährte mich unterwegs von Schwarzbrot, Hartwurst und Schokolade (viel Energiegehalt pro Gewichtseinheit und in jedem Dorfladen erhältlich – ich hatte sonst nichts dabei…)
Kurz: ich war so ziemlich komplett ohne Bindung (weder persönlich, noch kollektiv oder irgendein Glauben, der mich eingebunden hätte…) unterwegs.
Ich wusste nicht, warum ich mir das antat, ich hatte keine Ahnung, warum ich unterwegs bin, ich hatte auch kein Ziel (außer Russland zu erreichen, das mir damals noch Angst machte). Ich fragte mich aber die ganze Zeit: wer bin ich, warum tue ich das und wo soll das hin führen – bis ich irgendwann damit aufgehört habe, weil es keinen Sinn machte, schlechte Laune verbreitete und keine Antwort auch nur ansatzweise am Horizont zu erhaschen war.
Das war hilfreich, denn nun sprach ich halt mit dem Wald, fand auf einmal querfeldein die tollsten Wege aus dem Bauchgefühl heraus, folgte den Tierspuren, spürte eine innere Stimmigkeit (verbunden und frei) im bloßen Unterwegssein.
Und dann begann ich plötzlich, unerwartet und ungefiltert (vielleicht wie eine Art „menschliche Antenne“, die bislang nur Rauschen empfing) innere Bilder, Botschaften zu empfangen, die ich hier teilen möchte.
Dann wird es Raum für eine neue Entwicklungsstufe der Menschheit geben.
In dieser neuen Entwicklungsstufe – so meine innere Schau, mein Spüren – öffnet sich in jedem Menschen RAUM. Das Ich wird fluide, das Ego muss nicht mehr so viel Angst haben. Das tut weh, dieser Prozess, er ist mit viel Schmerz verbunden, dieser Ich-Tod.
Doch die Menschheit hat die Chance, einfach „in Liebe“ zu leben, wobei Liebe eben nicht gleichbedeutend mit Glück ist – sondern Liebe ist die Bereitschaft zu leiden, Schmerz auszuhalten, um sich zum Licht hin zu entwickeln, um das Bewusstsein zu erweitern, um den Kontext des „Rund-um-die-Uhr-Glücks“ hinter sich zu lassen und am Ende eines zugegebenermaßen schmerzhaften Prozesses tiefe innere Zufriedenheit im Bewusstsein des eigenen Wachstums zu erleben.
Wachstum ist oft mit Schmerz verbunden, diesen Schmerz zu lieben, sein zu können mit dem was ist … aufhören im Kontext von „gut und böse“ zu bewerten – das öffnet neuen RAUM für eine weiterentwickelte Menschheit.
IN jedem Menschen ist Orientierung und Kraft, die dann keine magischen Rituale oder große Geschichten oder Mehrheitsbeschlüsse mehr braucht – sondern es entsteht ein Zusammenwirken wie die Zellen in einem Organismus.
Besonders der Kontext der „Lebensglücksoptimierung“ steht da echt im Weg. Nicht alles, was sich für den einzelnen Menschen gut anfühlt, trägt zur eigenen Heilung, zum eigenen Wohlbefinden bei.
Das neue Zeitalter könnte das Zeitalter des Willens sein, der Wille in jedem Menschen ist heilig, der Wille des Menschen ist sein Himmelreich, er kann Berge versetzen: Tu was Du willst.
Doch diese Schwelle kann erst nach genügend „erledigten“ Hausaufgaben IN jedem Menschen überschritten werden. Jedes Trauma, jeder nicht aufgelöste Schmerz, jede Unehrlichkeit vor sich selbst, jede Überheblichkeit hindert die Menschheit wirklich EINS zu werden, zu einem großen Organismus zusammenzuwachsen und zusammen weiter zu wachsen. Das ist ein komplett neuer gesellschaftlicher Kontext!
Noch sehen Menschen in ihren Gegenübern letztendlich Konkurrenten, ja sogar „tickende Zeitbomben“, die Menschen haben Angst voreinander:
- psychische Zeitbomben, die Terror verbreiten
- physische Zeitbomben, die Keime und Viren verbreiten.
Und doch die Tür (noch) offen, dass jeder Mensch in sich RAUM entdeckt, sein kann, mit dem was ist und (endlich) aussteigt aus dem Kontext der Angst (das Ego bringt automatischerweise die Angst hervor, wenn es zu starr wird).
Angst kann jedoch süchtig („lieber etwas bekanntes suboptimales“, sagt mein energiesparendes Gehirn) machen und in diesem Fall wird die Menschheit sich zu Tode sichern.
In einem neuen Kontext wird die Menschheit rationales Sicherheitsbestreben sowie z.B. Höflichkeit kennen und schätzen – und gleichzeitig wird das ganzheitliche Spüren genauso wichtig und könnte auf eine neue Art und Weise das zwischenmenschliche Miteinander regeln?
Jeder Mensch ist an seinem Startpunkt für den eigenen Weg zu sich selbst.
Es gibt viele Wege – aber ich glaube, den einen KÖNIGSWEG kann es nicht geben.
ich gehe meinen Weg
ich bin auf meinem Weg
ich trage den Weg in mir
ich bin mein Weg