вернуться в Аугсбург – zurück in Augsburg

Я был в пути в общей сложности 10 месяцев – до предела цивилизации …
Я нашел что-то настолько глубокое в Сибири, я получил такой замечательный подарок – я едва могу описать это, это скорее внутреннее предчувствие …
1-я попытка: в Сибири клетки моего тела начали взаимодействовать с клетками корневой сети тайги, я перестал там «думать» и «чувствовать», я стал частью большего целого и был «всего лишь» свидетелем этого процесса и неописуемое общение.
И возвращение заняло 5 месяцев!
После этого „пробуждения“ мне было очень трудно найти дорогу домой …

Ich war insgesamt 10 Monate unterwegs – bis an die Grenze der Zivilisation…
In Sibirien habe ich etwas so Tiefes gefunden, ein so großes Geschenk erhalten – das kann ich noch kaum beschreiben, es ist eher ein innerliches Ahnen…
1. Versuch: in Sibirien begannen die Zellen meines Körpers mit den Zellen des Wurzelgeflechts der Taiga zu kommunizieren, ich hörte dort auf „zu denken“ und „zu fühlen“, ich wurde Teil eines größeren Ganzen und war „nur“ noch Zeuge dieses Prozesses und einer unbeschreiblichen Kommunikation.
Und die Rückkehr hat 5 Monate gedauert!
Ich hatte nach diesem „Erweckungserlebnis“ große Schwierigkeiten, mich wieder in meinem Heimatland zurechtzufinden…

После двух месяцев „Мышление и походы“ с Иосифом мне стало ясно следующее:

  • Серьезная любовь выросла к России. Я был влюблен.
    Я теперь люблю Россию Страна, люди, культура.
    Любовь, которая бросает мне вызов!
    Поэтому я продолжаю изучать русский язык (после почти полугодового перерыва).
  • Мне нужна «русская» база в Германии, чтобы ездить оттуда в Россию снова и снова – желательно в Аугсбург или около него.
  • Я хотел бы помочь России и Германии снова сблизиться.
    Может, маленькие истории из повседневной жизни могут помочь моим поездкам?Могу ли я стать „строителем моста“?

Nach zwei Monaten „Nachdenken und Wandern“ bei Josef ist mir folgendes klar geworden:

  • Aus dem Verliebtsein in Russland ist eine ernsthafte Liebe gewachsen.
    Zum Land, seinen Menschen und seiner Kultur.
    Eine Liebe, die mich herausfordert!
    Darum lerne ich weiter Russisch (nach fast einem halben Jahr Pause).
  • Ich brauche eine „russische“ Basis in Deutschland, um von dort aus immer wieder nach Russland zu reisen – am liebsten in oder um Augsburg.
  • Ich möchte dazu beitragen, dass Russland und Deutschland sich wieder mehr einander annähern.
    Vielleicht können kleine Geschichten aus dem Alltag meiner Reisen helfen?
    Kann ich ein „Brückenbauer“ werden?

Я был в значительной степени один в течение последних полутора лет.
Я хочу изменить это сейчас.
Я хочу восстановить.
Моя квартира сдана в аренду навсегда, я не хочу туда возвращаться.
Я использую только подвал моей квартиры как склад.

Ich war die letzten eineinhalb Jahre ziemlich viel allein.
Das möchte ich jetzt ändern.
Ich möchte mich neu verbinden.
Meine Wohnung ist fest vermietet, dorthin will ich nicht zurück.
Ich nutze nur den Keller meiner Wohnung als Lager.

В основном я ищу „маленький кусочек России“ в Аугсбурге
… где живет моя семья и друзья …
.
Im Grunde genommen suche ich „ein kleines Stückchen Russland“ in Augsburg … dort, wo meine Familie und Freunde leben…

Я хотел бы жить как в своей родной Германии, так и в своем душа доме в России.
Я не хочу «бежать» из Германии, потому что в России мне комфортнее.

Ich möchte sowohl in meiner gebürtigen Heimat Deutschland als auch in meiner Seelen-Heimat in Russland leben.
Ich möchte nicht aus Deutschland „fliehen“, weil ich mich in Russland wohler fühle.

Теперь я обнаружил, как публиковать картинки, чтобы их можно было увеличить, вот несколько:

  1. райский кусочек цивилизации (здесь, в „Доме культуры“ в Касачинском)
  2. дед мороз в чистое небо Рождество 2018
  3. 30 лет назад в моем строительном трейлере, в то время я путешествовал как уличный художник
  4. в ясный день в Бюрен (район Падерборн)
  5. очень уютное место, чтобы подумать под Бременом
  6. Танец с друидами на Красной площади в Москве
  7. Садоводство при 31 градусе и 3.131 комаров
  8. на Енисее возле Касачинского
  9. Гостиничный номер в Могручинском на Енисее
  10. Строительство плота на Дженисее

Nun habe ich entdeckt, wie ich die Bilder so veröffentliche, dass sie vergrößert werden können, hier kommen ein paar:

  1. ein himmlisches Stückchen Zivilisation (hier im „dom kulturi“ in Kasatschinskoe)
  2. ded moros in chistoe neba Weihnachten 2018
  3. vor ca. 30 Jahren in meinem Bauwagen, damals war ich als Straßenkünstler unterwegs
  4. an einem lichten Tag bei Büren (Kreis Paderborn)
  5. ein sehr gemütlicher Ort zum Nachdenken bei Bremen
  6. Tanz mit Druidinnen auf dem roten Platz in Moskau
  7. Gartenarbeit bei 31 Grad und 3.131 Stechmücken
  8. am Jenissei bei Kasatschinskoe
  9. Hotelzimmer in Mogrutschinskoe am Jenissei
  10. Flossbau am Jenissei

Добросбете и Смородинке – „gütiges Licht“ und „Johannisbeerchen“

Я приземлился в Добросвет.
Моя вторая деревня Анастасия под Красноярском.
Там у меня только звяс в 10 метров высотой на дереве.

Ich bin in Dobrosvet („gütiges Licht“) gelandet.
Mein zweites Anastasia Dorf nahe Krasnojarsk.
Dort habe ich nur Netz in 10 Meter Höhe auf dem Baum.

Вот почему я не могу много и со смартфоне писать.
Сегодня я в Красноярске в тату-студии … с Wi-Fi!

Darum kann ich nur wenig und vom Smartphone aus schreiben.
Heute bin ich in Krasnojarsk im Tattoo – Studio… mit WLAN!

Мой путь там был так же хорош, как и в деревне.
Mein Weg dorthin war so schön wie es im Dorf ist.

И захватывающий – und aufregend

и освежающий – und erfrischend

В лесу я обнаружил странные следы.
Что должно быть построено или похоронено здесь?

Im Wald fand ich seltsame Spuren.
Was sollte hier gebaut oder vergraben werden?

Юг Красноярска является природным заповедником.
Это был особенный день.

Südlich von Krasnojarsk ist ein Naturschutzgebiet.
Das war ein ganz besonderer Tag dort.

Я чувствовал себя как в местных Альпах в этот день.
Ich fühlte mich an diesem Tag wie in der heimischen Alpen.

Мы остались сухими … wir blieben trocken

в середине июня он стал действительно зеленым …
Mitte Juni wurde es richtig grün…

и все начало цвести!
und alles fing an zu blühen!

Потом я нашел дорогу пешком в соседнюю эко-деревушку смородинку.
Dann fand ich zu Fuss den Weg in das benachbarte Ökodorf Johannisbeerchen.

Там мы подготовили вечеринку вместе.
Амбар стал кинотеатром, и здесь есть место для проектора.

Dort bereiteten wir gemeinsam ein Fest vor.
Die Scheune wurde zum Kino und hier entsteht der Platz für den Beamer.

Российско-германское сотрудничество на тракторе из Китая.
Russisch-deutsche Zusammenarbeit am Traktor aus China.

В Добросбете и Смородинке я чувствовал, что это место, где я могу подготовиться к возвращению в Германию.

In Dobrosbet und Johannisbeerchen spürte ich, hier ist ein Platz, an dem ich meine Rückkehr nach Deutschland vorbereiten kann.

Я хотел бы жить в Германии, как это или подобное.
Так что я мог немного потренироваться и планировать.

So oder ähnlich würde ich gern in Deutschland wohnen.
Also konnte ich um die Sonnwende herum schon ein bisschen üben und planen.

kurz in Deutschland – Reflexion bzgl. Sprache

Freut Deutschland sich, dass ich wieder da bin?
Es ist feines Frühlingswetter, ich kann zusehen, wie die Blumen sprießen!
Ich bin von München nach Weilheim gelaufen – der Wald hier spricht dieselbe herrliche Sprache wie in Lettland und Russland, das ist wunderbar …

Ein besonderes Erlebnis hatte ich in „La Villa“ am Starnberger See, ein Tagungshotel deutlich edler als ich … äußerlich …
Ich fragte nach WLAN, Seeblick und einer Suppe – und sie schauten nicht auf meine Klamotten und Stiefel, sondern mir in die Augen.
Dann bekam ich einen Empfang, wie sich ein Wanderer nur wünschen kann!
Eigener Raum mit Steckdose und dazu alles, was ich mir gewünscht hatte, dazu viel Brot und Zeit zum Arbeiten!

Jetzt habe ich wieder eine deutsche Tastatur, alles ist wieder da, wo ich es gewohnt bin, aber wo sind die russischen Buchstaben?
Sprache, dieses Wunder – nun verstehe ich wieder alles …
Es ist nun kein Geschenk mehr, so wie in Daugavpils – wo es noch etwas Besonderes war, wenn ich die Menschen verstand und sie mich!

Auf der Rückfahrt im Zug nach Vilnius (ich konnte einigen Plätzen, wo ich im November 2018 gewandert bin, zuwinken) begegnete ich einer jungen netten Frau – auch mit Gepäck für eine weite Reise.
Es war wie ein Sprachtest … und ein großes Geschenk … wir beide konnten uns auf Russisch ganz ordentlich unterhalten!

Hier ist das nun nichts mehr Besonderes … und die andere Dimension der Verständigung, die Sprache der Augen und des Herzens … die kommt mir hier schwieriger vor.
Worte sagen nie alles … auf Russisch brauche ich die anderen Ebenen der Kommunikation ganz dringend – hier in Deutschland fällt mir der Zugang von Herz zu Herz seltsamerweise schwerer …
Dafür kann ich hier aber Dinge aussprechen, die ich in den letzten Monaten in der Fremde nicht mal gedacht habe!

Heute muss ich meinen Rucksack packen!
Eine letzte Beobachtung:
In Augsburg, egal wo ich war, ich sah oder hörte eine Baustelle ...
Lärm.
Ich bin kein Gegner der Zivilisation.
Nach einer Woche im Wald liebe ich ein Hotel!
Ich suche ein Gleichgewicht mit der Natur.
Mein Gleichgewicht...
   
   
... снова в Латвии                 ... wieder in Lettland

noch ein Gedanke bzgl. Natur (Wald) und Kultur (Zivilisation) zum Schluss:

ich hatte schon als Kind das Gefühl, dass mit mir was nicht stimmt, dass ich nicht so wie „alle“ bin und ich hatte gleichzeitig das Gefühl, dass aber auch irgendwas mit dem „System“ (so nannte ich das damals noch nicht) nicht stimmt…
und ich hatte den dringenden Verdacht, dass beides miteinander zusammenhängt!

Dazu ein Text, den ca. 1992 geschrieben habe:
polle_nathanael_seite1
polle_nathanael_seite2

fast vier Wochen im reinen Himmel – 1. Visum in Russland

Ich hatte ein bisschen Angst, als ich an den wartenden LKWs zu Fuß entlang marschierte.
Die letzte schlecht asphaltierte Strasse auf der „guten“ Seite vor der Grenze zwischen Lettland und Russland.

Russland sei kalt und gefährlich – so wurde ich in Lettland gewarnt.
Das kommt daher, weil es den Menschen dort schlecht geht …

Ich hatte mit „Lettland minus x“ gerechnet, hatte mich von all den Warnungen verunsichern lassen und stand nun in einem Land, das mich komplett überraschte!

Es war aber alles sauber asphaltiert mit feinen Bordsteinen und einer Tankstelle,
die selbst in Deutschland in Sachen Service und Sauberkeit positiv aufgefallen wäre…

Nach einer ersten Nacht im Wald, ich bin quer mit dem Kompass durch den Wald, über Moore und Seen.
Ich finde spannende Spuren …

Kurz vor der ersten größeren Stadt hielt plötzlich ein Auto neben mir.
Der Fahrer nahm mich einfach mit!

Er machte eine Stadtrundfahrt mit mir und brachte mich in ein Restaurant mit Internet.
Er schrieb mir seine Nummer auf, falls ich noch Hilfe brauche …
… das ist mir das letzte Mal vor ungefähr 30 Jahren in Frankreich passiert.

Tags drauf im Zentrum des Naturschutzparks fragte ich nach einer Karte.
Daraufhin nahm der Direktor seine Jacke und begleitete mich in einen kleinen Schreibwarenladen, wo es die Wanderkarte auch tatsächlich gab…

Meine Bank-Karte funktioniert wie daheim, ich genieße die kyrillische Schrift überall …
wie wenig weiß der Westen über Russland … was hatte ich unnötig Angst …

Damit entsteht ein zweiter Grund für diesen Blog (neben dem Mutmachen):
ich will erzählen, wie ich dieses angeblich so dunkle und gefährliche Land erlebe – auf der untersten lebenspraktischen Ebene.

Ich bin im Anastasia-Dorf „Reiner Himmel“ in einer sympatischen Familie gelandet.
Dort wird NUR russisch gesprochen.
Eine tolle Sprach-Schule auf dem Land!

Ich kann hier bis zum 15.1.19 (Ende meines Visums) bleiben und
soll für eine Woche hier das Haus mit Hund und Katze hüten …

… und gehe jetzt Schlittschuhlaufen!

Meine subjektive Bestandsaufnahme nach einem Dutzend Tagen:
Russland hat „solide“ Infrastuktur und ein für mich ganz subjektiv mit Frankreich vergleichbares Lebensgefühl.

Als Deutscher fühle ich mich geschätzt und herzlich willkommen
bei fast unglaublich hilfsbereiten und selbstbewussten Menschen.

Grosse Schwierigkeiten macht mir die Sprache.
Die Russen können – ähnlich wie die Franzosen – überhaupt nicht langsam sprechen und verbinden die einzelnen Worte zu teilweise ganz neuen Worten.

Ich verstehe manche Menschen ein bisschen, die allermeisten noch gar nicht.

über den Alltag im Dorf:

Um den Jahreswechsel herum wurde es hier so richtig hell erst ab 10 Uhr.
Dunkel wurde es gegen 17.30 Uhr. Das war ungewohnt für mich.
Dafür dauern hier die Sonnenuntergänge doppelt so lange als in Augsburg!
Auch die Sonnenaufgänge dauern doppelt so lang…

So richtig kalt finde ich es hier noch nicht.
Die verschneiten Seen sind in den letzten Tagen wieder fast aufgetaut und das Eis trägt nur noch so gerade …
… in den letzten Tagen hat es viel geschneit, viel getaut und jetzt hat es wieder für mich sehr angenehme minus acht Grad.

Laut Zeitungsbericht soll halb Schweden ohne Strom gewesen sein – ich hier auch.
Ein kleines Abenteuer, weil ich ja allein das Haus hütete.
Ohne Strom auch kein Wasser, weil die Grundwasserpumpe nicht ging.
Dafür hatte ich Gas.
Und gerade als ich nach einem knappen Tag ohne Strom Schnee schmelzen und abkochen wollte, ging das Licht wieder an.

Ich habe fast ständig russisches Fernsehen im Hintergrund, so wie viele Familien im Dorf hier auch.
Ich mag einfach den Klang der russischen Sprache.
Im russischen Fernsehen sehe ich viel deutsche Werbung für Schokolade, Katzenfutter, Autos und „Gesundheit“ …
Hier im Dorf machen einige Menschen das meiste selbst, kochen viel ein und stellen auch ihre Süßigkeiten selbst her.

Licht empfinde ich hier als Statussymbol.
Die Menschen hier im Dorf gehen unterschiedlich damit um.
Manche beleuchten Ihre Einfahrt den ganzen Abend wie mit Flutlicht.
Andere verzichten ganz auf ein Außenlicht.

Kleidung sehe ich hier auf dem Dorf als eher zweitrangig und auf pragmatische Dingen ausgerichtet.
Sebezh, die kleine Stadt in der Nähe (ca. 30 km), ist ein Einkaufsparadies für entscheidungsschwache Menschen wie mich … es gab genau eine Alltags-Hose. Für Angler und Jäger hing dagegen ein ganzes Regal voll!

Die Menschen hier scheinen es gern kuschelig zu mögen, so mein Eindruck.
In den Häusern laufen die Kinder meist nackt, die Erwachsenen in Shorts und die Männer ohne T-Shirts.
Wird es zu heiß, werden einfach die Fenster geöffnet. Die Heizungen lassen sich hier nicht regulieren.

In den meist kleinen Häusern wohnen unendlich viele Geschichten auf mitunter sehr wenig Raum …
Hier sieht man bei genauem Hinschauen die Arbeitsplätze der Eltern!

Das Dorf, in dem ich gerade dreieinhalb Wochen verbringe, scheint mir auf die Freiheit jeder einzelnen Familie ausgerichtet.
Jede Familie lebt so, wie sie es mag.
Es gibt keine Regeln, die für alle gelten, es gibt auch keine „Befindlichkeits-Treffen“ oder Diskussionen, wie etwas zusammen gemacht werden soll.

Hier definiert sich Gemeinschaft vielleicht nicht über Regeln, die dann überwacht und eingehalten werden müssen, sondern über zwischenmenschliche Nähe unter Nachbarn.
Wenn ich nicht auf Menschen zugehe, dann bleibe ich allein.

Ich empfinde es als ähnlich wie einem kleinen hessischen Dorf, in dem ich mal ein paar Jahre gelebt habe.
Dort gab es einen Dorfbackofen – hier gibt es einen gemeinschaftlich genutzten Lagerfeuerplatz mit Hütte und Bühne.
Ansonsten gilt, was Deinen Nachbarn nicht stört, ist erlaubt.

 

О дети, придите, придите скорей!
В пещеру и к яслям спешите живей!
В такую святую и дивную ночь
родился Сын Божий, чтоб людям помочь.

Und die Menschen hier singen gern.
Ich habe dort versucht, ein Lied zu finden, dass bei gleicher Melodie einen russischen und deutschen Text hat – Fehlanzeige.
Inzwischen habe ich eins gefunden: „Bruder Jakob“

Bratjetz Jakow, Bratjetz Jakow!
schto ty spisch, schto ty spisch?
||: kolokol usch zwonit, :||
Din-don-don, din-don-don.

Bruder Jakob, Bruder Jakob,
Schläfst du noch? Schläfst du noch?
|: Hörst du nicht die Glocken? 😐
Ding dang dong, ding dang dong.

Den ersten Vergleich mit Frankreich würde ich persönlich so aufrechterhalten … für mich ist es hier im Dorf ein bisschen wie die 1980iger in Deutschland.
Die Menschen hier haben noch Zeit …

Manche haben IT-Jobs, viele sind Handwerker oder Bauern oder Rentner.
Die Frauen tragen Röcke oder Hosen, arbeiten oder tun dies nicht …
und fast alle haben mehrere Kinder.

Wenn jemand vorbeikommt, wird Tee getrunken und erzählt.
Manchmal setzen sich die Männer dazu, manchmal überlassen sie das Reden  ihren Frauen.
Von außen sehen alle Holzhütten recht ähnlich aus, eher funktional als repräsentativ – von innen könnten sie unterschiedlicher nicht sein!

Morgen, am Dienstag 15.1. endet mein erstes russisches Visum (30 Tage) und es zieht mich nicht zurück nach Augsburg.
Ich habe einen Platz zum Weiterlernen in einer russischen Familie in Lettland, Daugavpils gefunden (wo ich bereits vier Wochen war und wo im Alltag auf der Strasse nur Russisch gesprochen wird).
Russisch zu lernen hat weiter oberste Priorität fuer mich.

Russisch nicht so exakt als Sprache wie das Deutsche.
Das macht Spaß, weil mir dies einen neuen Blick auf vertraute Sachverhalte gibt …
Auch hat Russisch viele Worte, die aus dem Französischen, Englischen oder Deutschen stammen.
GER als Silbe steckt im Russischen Wort für “Held” – ist uns Deutschen das Heldentum vielleicht im Namen verankert?

Hier sind meine russischen Helden.
Sie haben es drei Wochen mit mir ausgehalten …

… auf nicht allzu viel Raum!
Und hier kommen natürlich noch die Bilder von der „banja“, eine Art Sauna mit integriertem Waschhaus, die zu (fast) jedem Haus dazugehört …

Ein Ofen, viel Wasser (heiss und kalt) und eine kleine Fläche zum Sitzen und Liegen – und davor ein Platz zum sich Waschen.

… und zum Abschied noch mal mein Häuschen …
ich hatte es nur zum winterlichen Test aufgestellt.

… für mich eine Art eierlegende Wollmilchsau mit seinen 500g Gewicht!

dieser Text ist noch doppelt – auch im Bericht über Anastasia

in Daugavpils, Lettland – nicht wissen – innen&außen!!! – 2. Mal dort

Ein besonderes Erlebnis: ich baute in Daugavpils meine erste kleine Brücke über einen schon leicht zugefrorenen Sumpf.
Eine – objektiv betrachtet – sinnlose Tat, die der ortsansässige Biber sicherlich in den nächsten Tagen wieder “in Ordnung” bringen wird …

Für mich etwas, das mich wärmt und mir wieder ein Stückchen Angst vor meinem großen Traum, meiner großen Liebe Russland genommen hat:
Im Winter gibt nicht nur Kälte, sondern auch ganz neue Wege über gefrorene Sümpfe und Seen!

Unterwegs fühle ich mich einem ständigen Zustand des „nicht-Wissens“ ausgesetzt … ich kann nie genau planen. Ich bin für alle Überraschung und Herausforderung offen, weil ich ja meinen Unterschlupf und bisschen was zu essen immer bei mir trage.
In diesem „nicht-Wissen“ fühle ich, wie sich mein Geist der Unendlichkeit öffnet und ich mit meinem.r Schöpfer.in  immer wieder mal ins Gespräch komme.

Hier ist alles anders, neu, ungewohnt, ungewöhnlich.
Jede meiner Wahrnehmungen muss genau geprüft werden.
Weniger zu wissen, heißt mehr zu fragen.
So komme ich ins Gespräch mit mir selbst.
Ich funktioniere nicht mehr wie ein Rädchen im System, sondern fühle mich als Mensch.

Was ist das mit Russland eigentlich?
Ist das ein bisschen Verliebtsein, das mich wachgerüttelt und mich mir selbst vielleicht ein kleines Stückchen naeher gebracht hat oder ist das ein reales Vorhaben?
Manchmal erscheint es mir aussichtslos, mich durch das Dickicht der russischen Einreisebestimmungen zu kämpfen … und dann ist es wieder da … mein unbeschreibliches Sehnen, ich habe mich – ohne exakt zu wissen warum – in dieses geheimnisvolle Russland verliebt.

Ein weiteres, aktuelles Spüren aus diesem Raum des „nicht-Wissens“:
In Russland lebt es sich von den äußeren Lebensbedingungen her sicherlich nicht so komfortabel wie in Europa, aber vielleicht geht es (vor allem natürlich: mir) aktuell gar nicht um Komfort und äußere Umstände?
Vielleicht beschäftigten sich aktuell die meisten Menschen auf der Welt mit Dingen auf der „falschen“ Seite, zu sehr im Außen?

Damit will ich sagen, vielleicht beschäftige ich mich zu sehr mit der Außenwelt?
Unsere Menschheitsgemeinschaft steht vor globalen Herausforderungen, die mir im Außen unlösbar erscheinen.
Vielleicht kann es gar kein fair und gerecht regiertes Land geben, solange die Menschen sich nur im Außen verbessern wollen, mehr Komfort, bessere Lebensbedingen?


Vielleicht schlummern die wahren Herausforderungen im Innen?
Vielleicht kann es im Außen keinen Frieden geben, solange die Menschen auf der Erde nicht tiefen inneren Frieden mit sich selbst gefunden haben, sich akzeptieren, wie sie sind und sich nicht ständig mit den Nachbarn vergleichen und so sein wollen wie alle anderen auch?
Auch hier möchte ich natuerlich ausdrücken, dass ich das mir am meisten für mich selbst wünsche.

Vielleicht können ständige Herausforderungen jenseits der im Westen üblichen Komfortzone sogar ein Geschenk sein oder anders ausgedrückt:
ich fühle mich so wohl als Pilgerer, als Abenteuer, als Wanderer zwischen den Welten, ich kann so mir selbst begegnen und mich so annehmen wie ich bin und ich bin wirklich nicht durchschnittlich …
ich sei „sehr groß und sehr klein“, meinte eine Freundin vor der Abreise …
da bin ich vielleicht ein klein bisschen ähnlich wie Russland und wenn ich das akzeptiere, dann schwindet meine Angst.

„Ich bin der Weg, niemand kommt zum Vater denn durch mich“?, steht in der Bibel, noch immer das meistverkaufte Buch.
Jesus ist plötzlich zwischengeschoben zwischen Geist und Mensch und auf einmal ist der Mensch sündhaft und erlösungsbedürftig?
Eine unglaubliche Geschichte, sie wird uns als Liebe verkauft und ist vielleicht der Beginn des Turbo-Kapitalismus? Sünde ist ein riesiges Geschäftsfeld geworden?
„Ich bin der Weg“, könnte vielleicht auch heißen: Ich bin mein Weg oder ich gehe meinen Weg? Jeder Mensch ist vielleicht aufgefordert genau SEINEN EIGENEN Weg zu finden und zu gehen? Seine eigene Aufgabe zu spüren und diese zu erfüllen, jenseits von Macht, Ruhm, Anerkennung und Geld?

Vielleicht ist alles in Ordnung, d.h. im Wandel? Vielleicht gibt es nichts, vor dem wir als kreative mutige Menschen Angst haben müssten? Wann bin ich mutig und kreativ? Nur dann, wenn ich mich von meiner Sehnsucht nach Anerkennung löse? Vielleicht auch dann, wenn ich es wage, so zu sein, wie ich wirklich bin – und gleichzeitig wahrnehme, wie andere sind und auch, was sie sich von mir wünschen?
Vielleicht ist diese „Gleichzeitigkeit“ ein mutiger Schlüssel in Richtung Geist, ich tue das, wofür ich geboren wurde und ich bin offen für die Bedürfnisse meiner Mitmenschen. Vielleicht sind wir im doppelten Sinne verantwortlich? Für uns selbst UND für die Mitmenschen? Den eigenen Weg gehen und die Belange meiner Mitmenschen spüren?

Zuversicht

Das hätten wir ja aktuell vielleicht nötig.
Die Menschheit ist durch das „Virus der Wirtschaftlichkeit“ momentan dabei, die eigenen Lebensgrundlagen zu zerstören.
Sicher ist: der Mensch wirkt mächtig auf seine Umgebung (Klima) ein – aber gleichzeitig wirkt vielleicht auch die Umgebung (Klima) auf den Menschen ein?
Kann die zusätzliche Energie einer Warmzeit (Klima im Wandel) helfen, dass in komfortablen Überzeugungen festgekettete Menschen zu sich selbst zu finden?
Gibt es ein Anrecht auf Lebensglück?
Oder ist die einzige Freiheit, die die Menschheit hat, ihre eigene Entwicklung zu verzögern?

Ich hab im Jahr 2018 unzählige Videos, Reportagen und Dokumentationen über Russland angeschaut – und dabei ist mir ein Moment am stärksten in Erinnerung geblieben:
Der Film handelte von zwei LKW-Fahrer in Nordsibirien, die auf einem “Simnik” unterwegs waren.
Ein Simnik ist eine Strasse aus Eis, die nur im Winter – hauptsächlich auf zugefrorenen Flüssen – befahrbar ist.

Und auf dieser eisigen Piste begegneten die LKW-Fahrer einem Radler, Richard Loewenherz aus Berlin, der da unterwegs war.
Als ich das sah, dass da ein Mensch mit 80kg Gepaeck auf dem Rad allein vier Wochen im Norden Sibiriens unterwegs war, nun, das machte mir einfach Mut.

Ich schreibe hier, um Mut zu machen. Denen, die meinen Blog lesen und natürlich auch mir selbst.
Vielleicht auch das, was einen Menschen wirklich ausmacht … mein Mut ist grad gefragt, denn es scheint zu klappen mit meinem Visum fuer Russland und vielleicht bin ich ab dem 17.12. für 4 Wochen in Russland – das wäre mein Weihnachtsgeschenk und Herausforderung zugleich.

Ich hab die letzten drei Naechte probehalber draußen geschlafen bei bis zu minus 15 Grad Celcius … und hab nicht gefroren. Schlafsack, Zelt, Isomatte – meine Freunde.
So hatte ich abwechslungsreiche Tage: morgens zwei Stunden Wanderung in die Innenstadt, Unterricht, Arbeit am Computer in der Bibliothek und abends dann wieder zurück in den Wald.

Das ist Galina, meine Sprach – Partnerin.
Nach nun drei intensiven Wochen in Daugavpils hatte ich heute (6.12.) meine letzten beiden Stunden bei ihr.
Eine tolle Lehrerin, Danke!

zweites Mal in Daugavpils:

Mein Traum führt mich … aktuell wieder nach Daugavpils, eine Stadt in einer Region in Europa, in der fast ausschließlich Russisch gesprochen wird!

Sehr geholfen hat mir ein deutscher Kulturverein hier: ERFOLG.
Dort kann ich mich ein wenig nützlich machen.
So gibt es nun einen wöchentlichen Diskussionsabend auf Deutsch.
Es geht auch ohne mich weiter, immer Donnerstags um 18 Uhr

Wir sprechen über kulturelle Unterschiede von Lettland und Deutschland und über die Sowjetzeit hier.
Und ich fand tolle Sprachpartner, mit denen ich mich traf,
um eine Stunde Deutsch und dann eine Stunde Russisch zu sprechen.

Meinen schönsten Moment in den letzten Wochen in Daugavpils erlebte ich bei einem Ausflug.
Am frühen Morgen durchquerte ich barfuß diesen Bach.
Das Eis trug nicht mehr, ich war der Eisbrecher!

In der Stadt zu leben, zu lernen, viele Menschen zu treffen war für mich eine interessante Herausforderung.
Wenn ich wandere und im Zelt übernachte, habe ich oft nur wenige Kontakte.
Hier gab es viele Lichter und ich selbst war auch eines …

Nun sendet mein Körper klare Signale, dass ich wieder mehr Distanz brauche.
Leider!
Die Umgebung ist wunderschön – seit dem letzten Wochenende (16.2.2019) wird es Frühling und es zieht mich wieder raus ins Zelt und in die Natur.

Nach meinen Winterlagern im russischen Dorf und hier in der Stadt wird es wohl Zeit, dass ich mich mal wieder bewege …
Auf Wiedersehen, Komfort …

Daugavpils verabschiedete sich von mir mit herrlichem Wetter.
Meine Sprachpartnerin Tatjana begleitete mich ein Stück … sehr nett.
Wenn ich wieder zurück komme, haben sie und ihr Mann mich zum gemeinsamen Lernen in ihre Wohnung eingeladen – schon wieder waoh, danke!

Doch es war nur am ersten Tag eine Wanderung im Frühling.
Dann wurde es ein Wind und Winter Test.

Wenn ich alles anziehe, was ich habe … ist mein Rucksack leichter!
Und in Sibirien ist es im April vielleicht ähnlich frühlingshaft …

Ich habe Ilze und Oskar auf ihrem Bauernhof kennengelernt!
Auf dem Foto unten begrüßt mich Oskar ganz lebendig …
… bitte zwei Mal gucken!

Die beiden habe ich auf www.helpX.net gefunden, eine Plattform für freiwillige Helfer gegen Kost und Logis.
Zwei besondere Menschen, Ilze macht Musik und Oskar kümmert sich um alte Dächer.

Er stellt Dachschindeln selbst her und gibt Workshops für Menschen,
die sich nachhaltig, günstig und selbst ein Dach bauen wollen.
Auf dem Hof von Ilze und Oskar ist in der Höhe einiges los!

Leider sprachen wir nur Englisch, die Familie spricht lettisch miteinander.
Aktuell fühle ich mich ja da zuhause, wo mein Rucksack ist … und russisch gesprochen wird!

Als ich das erzählte, riefen die beiden ihre Freunde an … und so lerne ich heute Abend Alexei kennen, der spricht Russisch und Deutsch!
Er macht gerade Holz und kann mich als Helfer gut gebrauchen …

An die ganze Gegend: waoh, Dankeschön!

Ab und an habe ich auch im Winter Ausflüge aufs Land gemacht …
wie zu Sebastian.
Auch ein Deutscher … er hat sich hier seinen Traum verwirklicht.

Ende März besuche ich Familie und Freunde in Deutschland.
Anschliessend werde ich von Mitte April bis Mitte Juli in Sibirien (90 Tage mit Ausgangspunkt in Krasnojarsk) sein und dort eine Probewanderungen am Fluss Angara Richtung Osten machen.